http://www.vdh.de/news/artikel/bully-mops-und-bulldog-sind-derzeit-die-renner/?fb_action_ids=567142333398227&fb_action

 

 Nachfolgender Text wurde von einem Laien für Laien geschrieben! Genetiker mögen mir die "Vereinfachung" verzeihen, mir ist bewusst, dass alles noch viel komplizierter ist.....

 

 

 

 

Mit dieser Hündin (oder diesem Rüden) hätte der Züchter aber nicht mehr weiterzüchten dürfen!!!

 

 

So oder ähnlich hört man oft den enttäuschten und verärgerten Bullybesitzer sprechen, dessen Hund die eine oder andere Krankheit zeigt. Dazu muss man sagen, dass es zu den Grundlagen der Genetik gehört, dass sowohl die Mutter als auch der Vater an der genetischen Ausstattung ihrer Nachkommen beteiligt sind, also beide Teile verantwortlich sind sowohl für deren Vorzüge als auch ihre Mängel! D.h. dass man hier schon einmal zwei Unbekannte in der Gleichung  hat. Und als ob das nicht genug wäre, hat noch jeder der Nachkommen in einem Wurf seine ganz individuelle Mischung an Genen zu bieten. So, jetzt rechnet man die Gleichung schon mit drei Unbekannten.Wenn man also gutgläubig meint, man paare nur zwei äußerlich gesunde und untersuchte Champion-Elterntiere und bekommt dann ebenso gesunde und wunderschöne Welpen, dann täuscht man sich leider gewaltig. Wenn Vererbung so einfach laufen würde, hätten die Züchter aller Lebewesen leichtes Spiel und würden  nur gesunde Individuen züchten, die dann auch alle am Siegerpodest stehen würden...Richtiger wäre also obige Welpenbesitzer- Aussage bestenfalls so: "Diese Verpaarung hätte der Züchter aber nicht nochmals machen sollen"....

Dazu kommt noch, dass in  vielen Fällen  die Zuchthündin ihren letzten Wurf schon längere Zeit hinter sich hat, bis ev. Probleme vom ersten Wurf bekannt werden, bzw. der Rüde schon des öfteren gedeckt hat, bevor erste Meldungen über irgendwelche Defekte der Nachkommen bekannt werden! Auch wenn ein Züchter nach bestem Wissen und Gewissen eine Zuchtentscheidung trifft, kann es passieren, dass bei dem einen oder anderem Welpen Defekte bzw. Mängel auftreten, die erstmalig in dieser Linie oder Familie auftreten und daher nicht vorhersehbar waren!

 

Bei auftretenden Wirbelsäulenproblemen sollte man auch daran denken, dass die Verknöcherung der Wirbelsäule beim Hund erst mit ca. 10 Monaten abgeschlossen ist. Falsche Belastung, Zerr-und Reissspiele, Überbelastung (lange Spaziergänge schon im Welpenalter), Stürze und andere Verletzungen, Fehlernährung (Unter- aber auch Überernährung) zu viele bzw. zuwenig Mineralstoffe oder Vitamine.. all dies kann die Entwicklung der Wirbelsäule des Bullys noch beeinflussen.

 

Unzureichende Information -   eines der Hauptprobleme in der Hundezucht!

 

Oft ist es leider so, dass der Besitzer des Rüden Informationen  über aufgetretene rassespezifische Krankheiten ihm bekannter Geschwister oder Eltern seines Rüden nicht oder nur unzureichend weitergibt, aufgetretene Mängel von Nachkommen ihres Rüden verschweigen und damit dem Züchter die Chance zu einer überlegten Paarungsentscheidung nehmen. Kaum ein Rüdenbesitzer, der sehr viel Geld, Zeit und Nerven in seinen Deckrüden investiert hat, wird ihn aus der Zucht nehmen, wenn ihm derartige Vorfälle bekannt werden! Natürlich kennt auch der Hündinnenbesitzer in den seltensten Fällen die Vorfahren bzw. Geschwister seiner Hündin und deren ev. vorhandenen Defekte bzw. wird ihm beim Kauf der Hündin ein Hinweis darauf gegeben.

 

Fazit: Da es  leider keine perfekten und  unbelasteten Linien mehr gibt, ist es Glücksache, ob zwei Elterntiere auch hinsichtlich ihrer Erbgesundheit zueinander passen. 

 

Der Bully gehört zu den brachyzephalen (kurzköpfigen) Rassen mit den bekannten Problemen hinsichtlich Atmung und Wärmeregulation. Wenn in Inseraten von sogenannten „Züchtern“ versichert wird, dass alle ihre Welpen „freiatmend“ sind, so stimmt das sogar insofern, als fast alle Welpen freiatmend sind! Wie es in 1-2 Jahren damit aussieht, wenn das Wachstum des Kopfes abgeschlossen ist, steht auf einem anderen Blatt. Ein seriöser Züchter kann daher auf gar keinen Fall eine Garantie auf "freiatmend auf Lebenszeit" geben!

 

Wer 100 %ig sicher sein will, dass sein Hund bis ans Lebensende keine Atemprobleme hat, sollte sich vielleicht einen Windhund oder Ähnliches zulegen, riskiert damit aber andere Gesundheitsprobleme, da jede Rasse ihre eigene Problematik zeigt!

 

Vorstehendes macht nur zu gut deutlich, dass es eine Garantie für einen gesunden Welpen nicht geben kann, da er ja ein Lebewesen ist, das den Gesetzen der Genetik unterliegt und keine perfekt zu bauende Maschine mit Garantie auf Lebenszeit darstellt.

 

Trotz aller Untersuchungen der Elterntiere und sorgsamer Wurfplanung können wir alle nur versuchen  gesunde Bullies zu züchten, da die Französische Bulldogge nicht gerade die gesündeste Rasse ist und in Zukunft noch viel an züchterischer Arbeit notwendig sein wird, um sie wieder zu dem Hund zu machen, wie er in der Vergangenheit schon einmal war!

 

Und noch etwas: Lassen Sie sich nicht  von vorhandenen Championtiteln der Elterntiere beeindrucken. Kleine Schönheitsfehler, die einen Titel unmöglich machen würden, haben keinerlei Auswirkung auf die (Erb)gesundheit des Tieres.

 

denn: auch ein Champion muss nicht (erb)gesund sein!

 

 

 „ Da ein großer Teil genetischer Defekte einem rezessiven Erbgang folgt, kann ein Nachkomme den jeweiligen Defekt nur zeigen, wenn er das Defektgen in doppelter Dosis also im homozygoten Genotyp trägt. Nachkommen, die für ein rezessives Defektgen homozygot sind, müssen aber somit sowohl einen Vater als auch eine Mutter haben, von denen sie dieses Defektgen geerbt haben, die also beide mit diesem Defektgen belastet sind. Gleiches gilt sinngemäß auch für polygene Defekte, bei denen allerdings der mütterliche und väterliche Anteil an den Defektgenen der Nachkommen etwas unterschiedliches Ausmaß haben kann.“ Zitat Dr. Sommerfeld-Stur

 

Vereinfacht gesprochen: es gehören (fast) immer ZWEI  im Vorfeld dazu, wenn ein Individuum einen Defekt zeigt!!

 

Ausserdem ist es in Zeiten des Internets/Googles einem Käufer zuzumuten, dass er sich vor dem Kauf eines Welpen über rassespezifische Erkrankungen informiert, die auftreten könnten, aber nicht müssen!!